Unter dem Titel „Grundlagen der Traumapädagogik“ hat Hanna Steilen eine interne Einführungsfortbildung für interessierte Mitarbeitende aus den ATZs gegeben, um ihr Wissen aus ihrer Weiterbildung zur Traumapädagogin in die Teams zu tragen und für das Thema zu sensibilisieren. Aufgrund des großen Interesses und den vielen Anmeldungen gab es gleich mehrere Termine für das Grundlagenseminar.
Zunächst gab es eine Einführung in die Begrifflichkeiten Trauma und Traumatisierung und deren neurologische Auswirkungen auf das Gehirn. „Jede Erfahrung wird mit einem Gefühl gespeichert“ erklärt Hanna Steilen und dies führe dazu, dass das traumatische Erlebnis das Fühlen und Erleben der Betroffenen, häufig unbewusst, beeinflusse. Daran anschließend ging es um die Zusammenhänge zwischen Traumatisierungen und Menschen mit Behinderungen. Diese Gruppe von Menschen ist einem besonders hohen Risiko ausgesetzt, da der Umgang des Umfelds mit der Behinderung und strukturelle Diskriminierung häufig die Ursachen für eine Traumatisierung darstellen. Gerade Menschen im Spektrum gehören zu dieser gefährdeten Gruppe, da Kommunikations- und Interaktionserfahrungen häufig überfordernd sind und massive Stressreaktionen auslösen können. Hier ist das Helfer*innensystem besonders herausgefordert über Vertrauen, Bindung und Beziehung das Fundament für einen sichereren Alltag (wieder-) herzustellen. Das Thema Selbstfürsorge spielt in der Traumapädagogik deshalb eine große Rolle, da diese vor sekundärer Traumatisierung schützen können.
Weiter ging es mit dem Fundament der Traumapädagogik: Der Haltung. Hier gilt der Grundsatz: Bindung vor Lösung! Als Fachkraft sollte ich mir die Frage stellen: Was muss ich erkennen und verstehen können, um in emotionaler Nähe zu meinem Gegenüber zu bleiben und durch welche Haltungen sowie Handlungen kann ich meinen Gegenüber diese Nähe spüren lassen? In der Traumapädagogik geht es folglich um einen verstehensorientierten Zugang. Verhalten wird nicht bewertet, sondern als Ausdruck einer Erfahrung gesehen, dem ein Bedürfnis zugrunde liegt. Zentral ist folglich, so Hanna Steilens Botschaft, deinem Gegenüber ein tiefes Okay zu geben. Dieses Angebot einer stabilen, vertrauensvollen und anerkennenden Bindungserfahrung steht im Zentrum einer traumasensiblen Haltung. Hanna Steilen nennt diesen Zugang selbst gerne ihre „Trauma-Brille“.
Im Nachgang der Fortbildung besteht in den Teams allerseits der Wunsch nach einer Vertiefung des Themenkomplexes Traumapädagogik. Zum einen gibt es Interesse nach konkreten Handlungsmöglichkeiten für die Praxis, zum Beispiel, wenn bei einem Kind ein Trauma vermutet wird, oder auch im Hinblick auf Umgangsweisen mit nonverbalen Klient*innen. Zum anderen hat sich auch das Thema Selbstfürsorge als wichtiger Punkt für einige Kolleg*innen in der Thematik herauskristallisiert. Auch fachliche Fragen zur Differentialdiagnostik, der Abgrenzung zwischen Trauma und Autismus, haben sich ergeben. Darüber hinaus besteht noch Bedarf zu erkunden, wo Klient*innen neben Autismus Bremen weitere Unterstützungsmöglichkeiten bekommen können. Allgemein wurde in den Teams die Fortbildung als sehr bereichernd empfunden und Hanna Steilens Fortbildungsstil sowie die Vermittlung der Inhalte wurden von allen sehr geschätzt.
In diesem Sinne, danke liebe Hanna für diese tolle Fortbildung und den (Ein-) Blick durch deine „Trauma-Brille“ – gerne noch mehr davon!